Panorama

Konzern versucht Server-Reset Großer Ausfall bei Whatsapp, Facebook und Instagram

Für den Messengerdienst Whatsapp allein gingen 18 Uhr knapp 150.000 Störungen ein.

Für den Messengerdienst Whatsapp allein gingen 18 Uhr knapp 150.000 Störungen ein.

(Foto: Martin Gerten/dpa/Symbolbild)

Nichts geht mehr: Nutzer melden massive Probleme mit den sozialen Netzwerken des Facebook-Konzerns. Ein Sprecher entschuldigt sich via Twitter und versichert, das Online-Netzwerk arbeite an der Entstörung. Techniker wollen jetzt einen "manuellen Reset" der Server vornehmen.

Bei einem ungewöhnlich großen Ausfall sind am Montag gleich mehrere Dienste des Facebook-Konzerns auf breiter Front vom Netz gegangen. Außerdem funktioniert mehreren Medienberichten zufolge auch das interne Kommunikationssystem von Facebook nicht mehr. Neben der eigentlichen Facebook-Plattform sind auch der Chatdienst WhatsApp und die Foto-App Instagram für viele Nutzer nicht zu erreichen, wie Störungsmeldungen auf Websites wie Downdetector zeigten. Ein Facebook-Sprecher entschuldigte sich via Twitter und versicherte, dass das Online-Netzwerk an der Entstörung arbeite. Ursachen für die Probleme wurden zunächst nicht angegeben.

Die "New York Times" berichtet, Facebook greife nun zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um den Ausfall zu beheben. Der Konzern habe ein kleines Mitarbeiter-Team in sein Rechenzentrum im kalifornischen Santa Clara losgeschickt, um einen "manuellen Reset" der Server zu versuchen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf ein internes Rundschreiben. Bei Facebook selbst seien neben der internen Kommunikationsplattform zum Teil auch digitale Türschlösser und andere vernetzte Technik ausgefallen, hieß es weiter.

Zwei namentlich nicht genannte IT-Sicherheitsexperten von Facebook sagten der "New York Times", eine Cyberattacke als Auslöser der Probleme erscheine unwahrscheinlich. Denn die Technologie hinter den einzelnen Apps des Konzerns sei zu unterschiedlich, um sie mit einer Cyberattacke alle gleichzeitig offline zu bringen. Der Zeitung zufolge fiel auch das interne Kommunikationssystem bei Facebook, namens Workplace, aus. Die meisten Facebook-Mitarbeitenden könnten daher nicht ihrer Arbeit nachgehen. Ein Mitarbeiter von Whatsapp sagte dem Sender NBC News, abgesehen von E-Mail und Kalender würden keine internen Dienste mehr funktionieren. Auch käme man nicht mehr in Konferenzräume, da diese digital geöffnet und geschlossen werden - über ein mit dem Internet verbundenes Tablet.

Für einige Web-Experten sah es nach einem Problem mit dem DNS-Service aus. Dieser Dienst sorgt unter anderem dafür, dass mit Buchstaben eingetippte Website-Namen in die IP-Adressen übersetzt werden, damit diese angesteuert werden können.

Laut einigen Experten verschwanden die DNS-Einträge der Facebook-Dienste aus dem Service, der den Datenverkehr steuert - damit waren sie sozusagen unsichtbar für die Netzinfrastruktur. Anders gesagt habe Facebook die Karte entfernt, dank der die Computer weltweit die Dienste des Konzerns finden, schrieb der IT-Sicherheitsexperte Brian Krebs. "Wenn jemand die Adresse Facebook.com in seinen Webbrowser eintippt, hat der Browser keine Ahnung, wo man Facebook.com findet und gibt eine Fehlermeldung aus." Schlimmer noch: Der Technik-Chef des Cloud-Dienstleisters Cloudflare, John Graham-Cumming, verwies darauf, dass Nutzer und auch Software weiterhin versuchten, Facebook-Dienste anzusteuern. Das sorge für einen massiven Anstieg der Auslastung anderer DNS-Dienste, schrieb er bei Twitter.

Twitter twittert: "Hallo buchstäblich jeder"

Die Plattform Twitter kommentierte den Ausfall des Konkurrenten auf ihre Weise: "Hallo buchstäblich jeder", hieß es auf dem offiziellen Konto des Unternehmens - ein Hinweis darauf, dass sich nun selbst Facebook-Manager auf Twitter äußerten.

Auf den Störungsplattformen meldeten Nutzer zum Teil Probleme auch mit anderen Online-Diensten, die sich jedoch zunächst nicht weiträumig bestätigten. So liefen beim großen Web-Dienstleister AWS von Amazon, auf den viele Startups und große Unternehmen zurückgreifen, laut der Status-Seite alle Angebote normal. DNS-Störungen passieren immer wieder mal. So hatte eine davon im Juli dafür gesorgt, dass zahlreiche Websites zeitweise nicht erreichbar waren. Auslöser waren damals Probleme beim Web-Dienstleister Akamai.

Die Zentralisierung der Netz-Infrastruktur bei großen Anbietern sorgt dafür, dass der Ausfall bei einer Firma gleich viele Dienste und Websites vom Netz reißen kann. Auch Anfang Juni waren bereits zahlreiche Websites weltweit nach einer Störung beim Cloud-Dienst Fastly rund eine Stunde nicht erreichbar gewesen. Damals betroffen waren unter anderem die Seite der britischen Regierung, die Plattform Reddit sowie die Nachrichtenportale des "Guardian", der "New York Times", der "Financial Times" und der französischen Zeitung "Le Monde".

Für Facebook, das gerade in den USA unter verstärktem politischen Druck steht, ist ein mehrstündiger Ausfall eine blamable Krönung ohnehin schlechter Wochen. Erst am Sonntag hatte eine ehemalige Mitarbeiterin sich als Whistleblowerin zu erkennen gegeben und warf dem Online-Netzwerk vor, Profit über das Wohl der Nutzer zu stellen. Am Dienstag sollte sie im US-Senat befragt werden.

Quelle: ntv.de, jki/hul/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen